Ameise

Die Hoffnung ist verschütt gegangen unter der Angst und der Unsicherheit, so dass ich nicht fähig bin sie zu befreien. Ich sitze neben diesem Trümmerhaufen und warte. Ich warte darauf, dass ES besser wird. Ich warte darauf, dass ich wieder etwas empfinde. In diesem Zustand zu schreiben ist nicht leicht. Der Innere Kritiker sitzt neben mir, zeigt auf den Haufen und flüstert mir ins Ohr: Das bist du! Ich kann nicht widersprechen, ich habe keine Gegenargumente. Jedoch fühle ich Tränen in mir aufsteigen. Ich fühle. Ich fühle, das bin nicht ich, ich bin nicht Zweifel geboren aus Unsicherheit, ich bin nicht Ungewissheit geboren aus Angst. An einem Tag wie heute, nehme ich den Haufen, packe ihn in einen großen Rucksack und mache mich auf den Weg.

Es fällt mir schwer vorwärtszukommen. Ich müsste eine Ameise sein, bedenkt mensch, welche Last ich schultere. Und was tue ich? Ich schreibe und ich bin. Um mich abzugrenzen von meiner Angst, meiner Unsicherheit schreibe ich. Diesen Rucksack werde ich an einem guten Tag absetzen, ihn öffnen und hineinschauen. Ich werde die Angst betrachten, die mich lähmt und mit ihr sprechen, wie mit dem kleinen Kind, welches ich einmal war. Ich werde die Unsicherheit betrachten, und sie fest umarmen. Das alles wird nicht morgen geschehen, aber vielleicht schon bald, dann werde ich Angst und Unsicherheit auf den Weg schicken. Sie werden noch eine Weile neben mir laufen. An einer Biegung des Weges werden wir uns verabschieden, an einer anderen Gabelung sicher wiedersehen.

Und die Hoffnung? Wie in Pandora’s Box sitzt sie ganz unten eingequetscht und bekommt kaum Luft. Ich hole sie heraus aus und werde geblendet. Der Stern in meiner Hand strahlt Wärme und Zuversicht aus. Ich werfe die Hoffnung in die Höhe. Sie setzt sich ans Himmelszelt und strahlt da nicht nur für mich. Sie strahlt für alle, die sie sehen gerade sehen müssen.

Johanna Blau

Ein Einzelner Schmetterlingsflügel schwimmt im Wasser. Er wirft einen Schatten auf den schlammigen Boden. Unten steht in weißer Schrift, mit grauem Schatten: Johanna Blau: Ameise. Die Schriftart in der der Text geschrieben ist, nennt sich Elephant.

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