Nüchterner toll-kirschen-rant mit versöhnlichem Abgang

Berauscht euch; sagte Baudelaire,
Meine Leute haben das verstanden,
mitgefangen, mitgehangen.
Wenn der Tag kommt, gehen die Flammen.
In meiner Unteren Schicht, das Wurzel-Chakra,
Entflammt nicht. Bis über den Punkt hinaus,
Schellen schwellen in der Nacht und blühen blutig aus.

Wenn der Tag kommt, fallen die Kraniche vom Himmel.
Wie Biowaffen möchte mensch meinen, doch die stecken lebenslang in Käfigen und ihre Scheiße wird auf den Feldern breit gestreut, auf denen die Kraniche grasen, krank werden und im Fliegen sterben. Wenigstens frei?
Wer ist schuld? Wir mal wieder: keine überraschten Gesichter.
Doch so viele Überraschungen, was die Menschheit gerade alles wieder verkackt.

Wenn das Mittagstief kommt, fliegen die US-Transport-Hubschrauber mit doppeltem Propellerantrieb an meinem Fenster von West nach Ost. Normal oder? Oder doch alles hinterfragen? Weihnachten im Supermarkt ab September, was Merz am Stadtbild stört, warum niemand Scheuermilch trinkt.
Aber das ist doch anstrengend. So unendlich anstrengend.

„But I’m a creep, I am a weirdo, what the hell am I doing here? I don’t belong here.“ Thom Yorke, Radiohead.

Ich will jetzt endlich friedliche Zeiten, ich will dass die Leute sich mögen und offen aufeinander zugehen. Ein Sekt am Abend muss reichen, um locker zu werden. Egal wie viel Sekt sich die Reichen leisten können. Egal jetzt?
Muss ich mich halt locker machen, is halt so. Bei der ganzen Scheiße, die abgeht, ist bald eh alles egal. Oder jetzt schon. Das tut kurz gut, dass so zu sehen, endlich keine Hoffnung mehr und nur noch berauschen und Sehnsüchten nachgehen. Wenigstens für einen Abend. Etwas erleben, was sich aufzuschreiben lohnt. Und wenn es abgehacktes Gefühl ist, welches sich in Rauchschwaden auf dem Boden windet zu Strobo und Sekt. Ich fühle noch. Ich hoffe noch, sehe in die Schatten, ich fühle noch, ich lebe noch. Ich vergesse nicht, was ich will, wen ich will.
Ich will leben und fühlen, atmen und singen, schreiben und hinterfragen. Das Leben wie es Umwege schreibt, wer ist es, der an mein Oberstübchen klopft, wird mein Bauchgefühl endlich wissen, wer mir guttut, nach all dem Kämpfen um mein Fühlen?

Nüchtern und müde umarme ich mich, fülle meine Lungen mit Luft, spüre wie meine Rippenbögen sich aufspannen und ich singe, als würde jemand zuhören.

Fast nüchtern fahre ich auf zwei Rädern nach Hause und will mich ändern, dabei habe ich mich in der Hand, steuere durch die Nacht, fast frei und blicke auf zu den Sternen, die fest zu hängen scheinen. In Wahrheit tanzen sie in Ewigkeiten.

Johanna nion Blau, 27.10.2025




Run Girl Run

You know what I’ve been through
You’ve been through it yourself

Run Girl Run
Put your heart on a shelf
‘Till it is safe to feel again
‘Till you are seen and loved

By yourself and someone else
It is possible, it is a craft
He did never learn

So Run Girl Run
You don’t have to earn:
Love, Attention, Trust or Truth
This is a dead end
U-turn and start again

Run girl Run
Till a bright eye meets you on the way
Wishes you the best
And loves you all the same

Johanna nion Blau, 20.08.2025

Anstoßen

Ich stoße öfter an Dinge.
Oder stoße ich eher Dinge an,
Da ich mich nicht mehr klein mache?
Ich ecke öfter an Menschen an.
Oder stoße ich sie eher ab,
Weil ich mehr ich selbst bin?
Ich fühle mich hingezogen, angezogen, ungezogen, ungelogen.
Und die Menschen, die bleiben, feiern mit denen, die dazustoßen,
Um anzustoßen.
Johanna nion Blau, 18.08.2025