Im Schlaf segle ich auf meinen Tränen hinaus in die Welt – Vor den Rauhnächten

Der Weiße Himmel deckt sich auf. Im Verlauf des Tages träumt der Mond seine Untergänge. Die Sensensichel nach beiden Orten ausgestreckt, oben wie unten. Ohne zu strafen, denke ich die Wege meines Lebens neu. Asphalt begangen mit Jasminenduft, wechselt mit Moosigem Waldboden. Der Hirschkäfer schaut mich an.
Ich atme froh in die Welt hinaus, nehme mir den Raum, der immer mein war, teile ihn in bunte Bilder, welche mir träumen helfen. Die Gestirne meine Gefährten, rausche ich durch Erinnerungen, hier ein Schmerz, da eine Segnung, immer aufrichtig mit allen anderen.
Das heißt, ich warte auf Vergebung. Und in dem Raum des Dunkels, verheißt ein Riss Heilende Worte. Im Schlaf segle ich auf meinen Tränen hinaus in die Welt. Grüße die Ratten und die Tauben der Städte mit einem insomniösem Lächeln: am Abend, am Morgen, an Tagen, in Nächten. Die Drehung ist dem Wandel immanent. Zauber stärkt sich durch Gedanken, wie Worte ausgesprochen gegenüber Liebenden.
Das tanzt in mir und will den Sprung der Narren wagen, hin zu Gemeinsamkeiten. Gleichzeitig eintauche ich in meine Seele, spüre erstmals, wo ich abgebogen bin und wo ich mich wiederfinde.
Dramen sind Spiele, die alles spüren lassen. Spiele sind Dramen des Vergessens. Vergessen wäre dramatisch, denn dann gebe es keine Regeln mehr, nach denen ich gern spüren würde. Das Haus geschändet. Innen geht das Leben weiter. Die Stufen werden zur Rutschbahn und ich weiß, es geht abwärts, damit ich wieder lieben werden kann.

Der Weiße Hirsch deckt sich mit dem Schnee. Seine Krone und die Korona um den Mond bringen uns die Nacht in der heilende Lieder erklingen. Meine Hand reicht hinauf in den Nebel, bringt ein schlagendes Herz hervor. Das Feuer lodert und die Horde tanzt.
In diesen Nächten gebar die Welt den Traum, in diesen Nächten stechen die Sterne durch die Wirklichkeiten und erzählen uns von Wundern.

Johanna nion Blau, 28.11.2025

Wenn ich Erde und Mond in meine Träume lenke

So seufzt dein Auge mir entgegen.
Zuerst erspart mein Leid mir Mitgefühl.
Dann will ich dir ergeben meine Stimme sanft erheben.
Doch bleibt dein Herz gebrochen, fast wie ein Fossil.

In meiner Mitte fehlt die Spur.
Und ohne dich baumle ich herum ganz eingewoben.
Die Spinne des Schicksals will meinen Schwur.
Ich soll mein Glück für mich allein erproben.

Die „Macht des für sich Seins“ soll ich erkunden,
Die in so vielen meiner Stunden bebt.
Für wen habe ich sie einstmals denn erfunden,
Wenn meine Seele einsam neben allen anderen Menschen schwebt?

Wenn ich jetzt und hier deinen Namen denke,
Sind Raum und Zeit reine Illusionen.
Wenn ich Erde und Mond in meine Träume lenke,
Wirken spannungsvolle Kräfte, die auch uns innewohnen.

Die Gischt der Wellen zeigt die Kraft des Mondes.
Er zieht am Meer, an Kronen und am Stein.
Die Erde gibt sich hin, sterblich wie alles.
Materie ist Energie gepresst ins Sein.

Was uns wachsen macht, sind zwischenmenschliche Bindungen.
Die Liebe kommt und geht, wie die Gezeiten.
Im Fluss folgt jeder Tropfen des Bettes Windungen.
Wasser ist Wandel, auch für die die bleiben.

Meine Macht ist Liebe; sieh mich Bäume pflanzen.
In jedem Sprössling wächst der Welten raue Kraft.
Ihr Tagwerk ist das Geben: Blätter, die im Winde tanzen.
Und das Nehmen gehört vollständig der Nacht.

Johanna Blau, Januar 2024

Bausatz fürs Wohlbefinden

Im Sternenzelt wie ausgekühlt,
So sitz‘ ich hier,
Um den Kopf ganz zerwühlt,
Die Erde taumelt im All.
Gletscherschmelze mitgefühlt.

Im Viertel wird geschaut.
Im Haus wird geschlichen.
Im Traum werden riesige Welten erbaut.
Die Wolken sind bald bunt bestrichen,
Die Ungerechten ihres Goldtopfes beraubt.

Verzweiflung fühlt sich anders an,
Privileg erkannt und ins Äußere gehebelt.
Das Leben, wie ich es neu erfinden kann.
Den Regenbogen-Bausatz schon bestellt.
Wozu brauch ich da noch einen Mann?

Vor Müssen und Sollen will ich mich verstecken,
Vor Gram und Mühsal mein Haupt noch bedecken.
All die Leute, die mir ungekannt die Hand entgegenstrecken.
Wer will da nicht die Zuversicht in anderen Seelen wecken?
Will mich und andere Neu entdecken.

Das soll so sein: Verschenken und verdichten
Und geben will ich, um zu schlichten.
Mich selbst aufgeben mitnichten.
Wie die Vögel ihr Nest einrichten,
So kleide ich mein Leben in Geschichten.

JB-01-2019

11f20f4c-10e1-47f6-9e33-593ed22cdd54-480x600

Hinter Türen

Hinter den Türen lauern Monster.
Und ihr ruft mich Schwach, weil ich sie sehe,
wie ich langsam untergehe:
In dieser Welt, die doch ihr geschaffen habt,
In der ihr alles Ergriffene so hasst.

Hinter den Türen lauern die Monster,
Mit bitterem Grinsen in ihren Fratzen.
Bringen Träume wie Blasen zum Platzen
Und bitten mich um ihr Verschwinden.
Will sie an diese Worte Binden.

Hinter den Fenstern lauern Schatten,
Die mich umnachten mit ihren Blicken,
Die mir grausame Nachtmahre schicken.
Fühl mich verbannt aus den Herzen der Leute.
Beweg mich natürlich, werd so nicht ihre Beute.

Hinter den Türen lauern viele Monster.
Ich öffne jede einzelne, wieder und wieder.
Strecke danach die verkrümmten Glieder.
Befreie mich von all den Schrecken,
Die sich nach meiner Angst die Münder lecken.

Hinter den Fenstern lauern Schatten,
Ich tanze trotz allem für mich im Kreise,
Singe „Paranoid“ auf lauteste Art und Weise
Fühl mich auf der Lebensbühne,
Wo ich für meine Gedanken schulde und sühne.

Hinter meinen Türen lauern Monster.
Du lachst sie an und sie verblassen.
Dein Dasein lässt zahm werden all die Massen,
Die sich im Unterholz meines Gewissens schadlos tun.
Sonst niemals vor meinem Scheitern ruhen.

Hinter allen Türen lauern Monster.
Das Licht in ihren Augen leuchtet Leben.
Ich will ihnen nur so viele Nächte geben,
Wie ich brauche, den Schleier zu heben:

Zwischen Innen und Außen,
Zwischen Leben und Hausen,
Zwischen Sarg und Liege,
Zwischen Furcht und Liebe.
Um täglich im Alltäglichen zu schweben.

JB-12-2018

IMG_8038-600

Narrenjahre

Dieses Zeitgefühl
Ein Schicksalsspiel
Ich tanze zu Unmöglichkeiten
Im Hunger der Gezeiten

Mahnmal vor Millionen
Will mich selbst schonen
Stolpere in ein Dilemma
Entscheidungen noch unklar

Ein Wort, das den Boden zerbricht
Stehe in meiner Pflicht
Mein Selbst nicht preiszugeben
Mir öfter zu vergeben

Erwartungen und Träume
Pflanze wieder Bäume
Aus Nussschalen baue ich Boote
Mit denen ich Tiefe auslote

Ich bin eine Frau, die fühlt
In der fruchtbaren Erde wühlt
Verschlossene Wut entfesselt
Wir haben uns so oft verzettelt

Das umso größer Alles scheint
Die Kraft, die uns eint
Ist Einfühlung und Akzeptanz
So sehen wir uns ganz

Das Heldentum ist abgewählt
Die Tage der Herrschaft sind gezählt
Da wird Turm zur Brücke verbaut
Neu wer lieben Augen traut

Traum wird Wahrheit
Mit offener Augen Klarheit
Begegne ich einem Wesen
Will in ihm lesen

JB-10-2018

Schwanengesang

Mein Traum ist Teilen ohne Herrschen.
Partnerschaft statt noch ein süßes Pärchen.
„Ihr passt so gut zusammen.
Vermehrt euch ohne nachzudenken.“
Ich sehe schon die Flammen
Und uns unsren Kahn den Höllenfluss hinab lenken.

Kein Teufel soll mich an dich binden.
Werd öfter suchen als finden.
Mal probieren,
Mal kennenlernen.
Dich hofieren,
Mich entfernen.

All das um einen zu erkennen.
Deinen Namen im Schlaf zu nennen.
Im Schatten hast du lang gewartet.
Dich so oft zurückgenommen.
Auf ein Lächeln hin, Gift geatmet.
Hast Schlachten verloren, doch den Krieg gewonnen.

Bin keine Helena,
Mir selber selten nah.
Doch was ich von dir sah,
Bringt mich zum Träumen.
Mein Name: Johanna.
Finde mich unter bunten Bäumen.

JB-10-2018

Darüber hinaus

Was Ermächtigung für mich heißt:
Ich erkämpfe mir meine Freiheit (zurück)
Ich erprobe, wie weit ich gehen kann
Ich ertaste Grenzen und überwinde sie
Teste aus
Ich gehe, so weit ich kann
Und darüber hinaus

Was Ermutigung für mich heißt:
Mein Leben zu leben
Ein Beispiel zu geben
Wie es auch laufen kann
Krisen anzusprechen
Und wie ich sie durchlebt habe
Probleme zu erläutern
Und wie ich sie gelöst habe

Was Entstigmatisierung für mich heißt:
Eine Krise schwächt Selbstwert, Körper nicht zuletzt Geist und Seele.
Das Umfeld re-agiert oft aus Angst, Unwissenheit, Sorge und auch mal aus Ignoranz.
Schuld ist die Folge für mich, Scham ist die Folge für mich, Angst ist die Folge für mich, Rückzug ist die Folge für mich:
STIGMA

Ich hole mir meine Unschuld zurück, ich hole mir meinen Mut zurück, ich hole mir meine Luft zum Atmen zurück, ich hole mir meine Neugier zurück auf die Welt, auf mein Wesen, auf meine Gefühle.
All das ist für mich wichtig, um zu gesunden.
Und das ist möglich: Gesund werden an Geist und Körper. Auch in dieser Welt.
Und dann anderen zu helfen, daran zu glauben und darauf zu hoffen, dass es wieder besser wird.

Leuchturmlicht
Was auch geschehen ist, ich will nicht im Trüben schwimmen.
Was auch passiert, ich will leben und das selbstbestimmt.
Klare Sicht auf das Heute ist mein Ziel, das Gestern und das Morgen verschwimmen im Spiel
der Gefühlsgezeiten, will darunter nicht mehr leiden und den Faden weiterspinnen, der mein Schicksal lenkt.
Eingedenk, derer die helfen, die da sind, die zuhören, die aufstehen und einstehen für sich und andere.
Ich will nicht kaputt gehen am System, ich will es entern und meine Sicht der Dinge offenbaren.
So wie wir waren, das ist geschehen, so wie wir sein werden, das wird entstehen, egal wie auch immer wir planen.
Und darum, bin ich gefahren und bin gelaufen und angekommen im Lauf der Wesen und dem Fluss der Gefühle, ich dreh mich um mich, ja, aber auch um meine Lieben.
Dieser Kreislauf wurde von mir nun achtsam aufgeschrieben.
Ein Lied für die Seele, die aufsteht und geht, wenn es nicht mehr geht, die sich hinsetzt und ausruht, wenn nichts mehr um sie steht, die wächst, wenn es regnet, die im Wald spaziert um Ruhe zu tanken, die in der Stadt umherstreift, um zu tanzen, die die Welt sieht im Ganzen.
Und warum nicht Blumen gießen, die in den Himmel schießen?
Das Ziel: Will wie ein Leuchtturm mir den Hafen weisen, glühen und flimmern und weiter leben und träumen und schreiben, für andere Zeiten.

JB-09-2018

 

Mein Dank geht auch an den Offenen Dialog Leipzig e.V.