So seufzt dein Auge mir entgegen.
Zuerst erspart mein Leid mir Mitgefühl.
Dann will ich dir ergeben meine Stimme sanft erheben.
Doch bleibt dein Herz gebrochen, fast wie ein Fossil.
In meiner Mitte fehlt die Spur.
Und ohne dich baumle ich herum ganz eingewoben.
Die Spinne des Schicksals will meinen Schwur.
Ich soll mein Glück für mich allein erproben.
Die „Macht des für sich Seins“ soll ich erkunden,
Die in so vielen meiner Stunden bebt.
Für wen habe ich sie einstmals denn erfunden,
Wenn meine Seele einsam neben allen anderen Menschen schwebt?
Wenn ich jetzt und hier deinen Namen denke,
Sind Raum und Zeit reine Illusionen.
Wenn ich Erde und Mond in meine Träume lenke,
Wirken spannungsvolle Kräfte, die auch uns innewohnen.
Die Gischt der Wellen zeigt die Kraft des Mondes.
Er zieht am Meer, an Kronen und am Stein.
Die Erde gibt sich hin, sterblich wie alles.
Materie ist Energie gepresst ins Sein.
Was uns wachsen macht, sind zwischenmenschliche Bindungen.
Die Liebe kommt und geht, wie die Gezeiten.
Im Fluss folgt jeder Tropfen des Bettes Windungen.
Wasser ist Wandel, auch für die die bleiben.
Meine Macht ist Liebe; sieh mich Bäume pflanzen.
In jedem Sprössling wächst der Welten raue Kraft.
Ihr Tagwerk ist das Geben: Blätter, die im Winde tanzen.
Und das Nehmen gehört vollständig der Nacht.
Johanna Blau, Januar 2024
Schlagwort: puzzledsphinx
Morgenröte in scheelen Landen
Hart an der Grenze, bremst mein heiliger Wagen. Ich kann nicht sagen, ob das reicht für heute. Wer von mir weicht, wer mich erreicht, Mit Worten oder Taten: Der*die erbleicht oder errötet vielleicht. Hingerotzt meine Antwort; Auf Pein oder Argwohn oder Kummer. Rede mit Mir! Der Wirbelsturm, der mein Rückgrat brechen wird, Ist hoffentlich noch nicht geboren. Ungesühnt die hybriden Stunden. Völlerei statt Verlangen. Keime im Guten wie im Schlechten. Ich sehe nach dem Rechten und erstarre, Solange ich auf „Freeze“ geschaltet bin, Verwalte ich mein Leben, wie ein Uhrwerk. Überlebensmodus. Und ja, ich will Leben. Es geht los! JB-11-2023

Unser Meer – Our Sea auf Spotify zu hören
Das Zelt aus Himmel ist zerissen
Das Biest lauert in mir, kanns nicht abschütteln und nicht vernichten. Es lässt mir keinen Raum zum wirklich Sein. Es lässt die tiefe Liebe nicht hinaus und nicht hinein. Druck auf der Brust, versuch zu schlafen, doch es wühlt in mir. Der Zweifel ist des Biestes Kind und wie ich davon frier. Furcht verwoben in den Furchen meiner Stirn. Die Brauen kennen Grauen nicht nur aus Erzählung. Bin ich so stumm, dass alles in mir schreit nach Zähmung. Und lass ich los den Klammergriff der reinen Vernunft, dann falle ich in dampfenden Dung. Zerträumt die Nacht, ich wache und ich weine, das Zelt aus Himmel ist zerrissen. Es kleidet nun den Nachtmahr im Geheimen. Warum nur will ich ihn denn küssen? Im Gefängnis das Leben beginnen. In sich selbst gefangen. Der Ausbruch wird vereitelt durch der Anderen Missgunst. Was wenn wir gemeinsam die Mauern niederbrennen, die uns trennen? Dem Unbekannten offen gegenüberstehen mit heidenhafter Inbrunst. Johanna Blau, Oktober 2023

Steter Tropfen – Das Weinen des Wassers
Das Wasser in mir tanzt an die Oberfläche. Der Regen draußen will mein Herz mit sich schwemmen. Ich sitze regungslos da. Nur meine Finger drücken sich aus auf der Tastatur. Was gesagt werden will, erscheint auf dem Bildschirm, der mich blendet. Gefühle schwemmen gegen meine Stimmung; die Wellen brechen gegen den Strand. Ich werde wieder weinen. Schwarze Perlen, gewaschen in meinen Tränen, sind die Worte, die ich hervorbringe, aus den Tiefen meiner Suche vor dem unendlich hellen Nichts.
Wie kann ich leben in dieser Welt? Das ist die Frage. Gerecht und glücklich sein? Wie leben in einer Gesellschaft, die ungerecht handelt und Unglück fördert? Warum fragen alle: Warum geht es dir nicht gut?
Der Grund ist ein ausgetrockneter Brunnen, ein trockenes Flussbett, die Erinnerung an einen See, das schmelzende Eis der Pole und der Gletscher, der Starkregen, der fruchtbaren Boden hinwegwäscht, die Menschen, die ertrinken ohne Rettung. Die Dämme, die teilen, die Pumpen, der Ungerechtigkeit, das Wasser, was teuer verkauft oder vergiftet wird und bald vielleicht verdampft.
Werden die Tränen versiegen in den nächsten Tagen? Dann heißt es wieder: Alles Gut! Und ich meine: Es geht wieder, denn ich denke nicht mehr so viel nach. Aber ist das der Sinn dahinter, klarzukommen? Ist es sinnvoll zu ignorieren und sich mit sonst was abzulenken. Sollte ich nicht besser ins Handeln kommen und aufs Pferd steigen, um die obligatorischen Riesen zu jagen? Mit Hilfe eines treuen Begleiters. Wenigstens das?
Wer weiß, ich kann gerade nichts entscheiden und auch will ich nicht wieder überrollt werden. Gerade ist es an der Zeit in mir und um mich herum aufzuräumen. Die Gedanken und Gefühle im Wasserglas zu betrachten, zu sinnen und immer wieder und gegen alles anzutanzen; wie das Wasser, das stetig den Stein höhlt und Canyons entstehen lässt, deren Anblick mein Ego schmelzen lässt.
Johanna Blau, 27.07.2023

Sorgen hüten
Ich versuche, doch ich schaffe schwerlich.
Wer verdrängt, ist zu sich selten ehrlich.
Das Boot unter meinen Flügeln taumelt.
Ich kann fliegen, doch habe ich Angst vorm Ertrinken.
Das Letzte, was ich will, ist zu versinken;
In den Abyss, die Tiefen in mir zu erkunden.
Doch ich muss und werde; raus der Herde.
Hinein in die Schäferinnenkluft,
Meine Sorgen werden in Schach gehalten von meinem Willen.
Er springt sie an, drängt sie in den Pferch.
Und ich kann wieder besser atmen.
Sie alle zu scheren, die Wolle zu färben,
Daraus etwas zu weben, Was ich mir umhängen kann,
das ist noch nicht dran.
Aber bald schon werde ich in leuchtenden Farben gekleidet,
wieder Herrin sein über meine Stimme
Und feierlich wandern über den begrünten Kamm.
Johanna Blau, Juli 2023
Auftauchen
Offen alles, wie im Meer. Jede Richtung lehrt mich Leben. Wie die Fülle und dein Segen, mich berührt, ganz sanft, ganz hart, ganz du, das macht mich beben. Herb und dunkel, süß und licht, Gram geborgen in weicher Haut. Wer sich nur traut, wer sich das traut, egal wer mich noch berührt, und mit mir Träume tauscht, dich hoffe ich zu spüren und zu erleben. Die Sonne, der Regen, der Wind und die Nacht umrauschen die Schatten, die uns folgen. In meiner leisen Wut, verbaut sich meine Scham den Rückzug. Sie vertröstet vergangene Gesichtszüge, röstet mein Hoffen. Hasenscharf vermute ich den nächsten Schritt im Dunkeln. Hexenschlau schäumend tanze ich unterm Mond, den Großen Sorgen entweichend. Raue See in meinen Träumen, Zirkus in meinem Herzen, Segel gesetzt im Kopf. Verschmerzend roh das Ei meines Gefühls, Tat streicht die Hebel, des sich bindenden Gefüges. Verlasse das Steuer, verberge meine Not, auf das das Licht mich findet, unterwegs, in weitem Gebirge der Wellenberge. Wer bringt mir zu kosten, den trüben Saft? Wer gibt dir zu schmecken, die süße Lust? Verlangen uferloses Außen, betrübt im Innen so einzigartig. Wagnis versüßt mir das Warten auf das nächste Bangen. Es lohnt für sich zu denken. Es barmt sich die Heldin der Geschichte, das Gift zu sein, das Heilen könnte. Der Kelch, der Honig fließen lässt, abgesondert. Die Blüte, die Nektar verschenkt, sichernd und exklusiv. Das Leben schenkt mir bittere Freude in einen Kokon getaucht, ewig wachend und wachsend am Heute. Hitzig Blitze schießend überm Wasser, um die Weite zu vermessen, bin ich. Für dich Sturm und Würde, für mich Erfüllung und Bürde. Dauernd suche ich nach der Frage, die ausmacht unser Meer. Puzzled Sphinx 6-2023 #gedicht #poesie #gefühl #johannablau #puzzledsphinx #hybridmoments #ichraumdu

