Hinter Türen

Hinter den Türen lauern Monster.
Und ihr ruft mich Schwach, weil ich sie sehe,
wie ich langsam untergehe:
In dieser Welt, die doch ihr geschaffen habt,
In der ihr alles Ergriffene so hasst.

Hinter den Türen lauern die Monster,
Mit bitterem Grinsen in ihren Fratzen.
Bringen Träume wie Blasen zum Platzen
Und bitten mich um ihr Verschwinden.
Will sie an diese Worte Binden.

Hinter den Fenstern lauern Schatten,
Die mich umnachten mit ihren Blicken,
Die mir grausame Nachtmahre schicken.
Fühl mich verbannt aus den Herzen der Leute.
Beweg mich natürlich, werd so nicht ihre Beute.

Hinter den Türen lauern viele Monster.
Ich öffne jede einzelne, wieder und wieder.
Strecke danach die verkrümmten Glieder.
Befreie mich von all den Schrecken,
Die sich nach meiner Angst die Münder lecken.

Hinter den Fenstern lauern Schatten,
Ich tanze trotz allem für mich im Kreise,
Singe „Paranoid“ auf lauteste Art und Weise
Fühl mich auf der Lebensbühne,
Wo ich für meine Gedanken schulde und sühne.

Hinter meinen Türen lauern Monster.
Du lachst sie an und sie verblassen.
Dein Dasein lässt zahm werden all die Massen,
Die sich im Unterholz meines Gewissens schadlos tun.
Sonst niemals vor meinem Scheitern ruhen.

Hinter allen Türen lauern Monster.
Das Licht in ihren Augen leuchtet Leben.
Ich will ihnen nur so viele Nächte geben,
Wie ich brauche, den Schleier zu heben:

Zwischen Innen und Außen,
Zwischen Leben und Hausen,
Zwischen Sarg und Liege,
Zwischen Furcht und Liebe.
Um täglich im Alltäglichen zu schweben.

JB-12-2018

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Darüber hinaus

Was Ermächtigung für mich heißt:
Ich erkämpfe mir meine Freiheit (zurück)
Ich erprobe, wie weit ich gehen kann
Ich ertaste Grenzen und überwinde sie
Teste aus
Ich gehe, so weit ich kann
Und darüber hinaus

Was Ermutigung für mich heißt:
Mein Leben zu leben
Ein Beispiel zu geben
Wie es auch laufen kann
Krisen anzusprechen
Und wie ich sie durchlebt habe
Probleme zu erläutern
Und wie ich sie gelöst habe

Was Entstigmatisierung für mich heißt:
Eine Krise schwächt Selbstwert, Körper nicht zuletzt Geist und Seele.
Das Umfeld re-agiert oft aus Angst, Unwissenheit, Sorge und auch mal aus Ignoranz.
Schuld ist die Folge für mich, Scham ist die Folge für mich, Angst ist die Folge für mich, Rückzug ist die Folge für mich:
STIGMA

Ich hole mir meine Unschuld zurück, ich hole mir meinen Mut zurück, ich hole mir meine Luft zum Atmen zurück, ich hole mir meine Neugier zurück auf die Welt, auf mein Wesen, auf meine Gefühle.
All das ist für mich wichtig, um zu gesunden.
Und das ist möglich: Gesund werden an Geist und Körper. Auch in dieser Welt.
Und dann anderen zu helfen, daran zu glauben und darauf zu hoffen, dass es wieder besser wird.

Leuchturmlicht
Was auch geschehen ist, ich will nicht im Trüben schwimmen.
Was auch passiert, ich will leben und das selbstbestimmt.
Klare Sicht auf das Heute ist mein Ziel, das Gestern und das Morgen verschwimmen im Spiel
der Gefühlsgezeiten, will darunter nicht mehr leiden und den Faden weiterspinnen, der mein Schicksal lenkt.
Eingedenk, derer die helfen, die da sind, die zuhören, die aufstehen und einstehen für sich und andere.
Ich will nicht kaputt gehen am System, ich will es entern und meine Sicht der Dinge offenbaren.
So wie wir waren, das ist geschehen, so wie wir sein werden, das wird entstehen, egal wie auch immer wir planen.
Und darum, bin ich gefahren und bin gelaufen und angekommen im Lauf der Wesen und dem Fluss der Gefühle, ich dreh mich um mich, ja, aber auch um meine Lieben.
Dieser Kreislauf wurde von mir nun achtsam aufgeschrieben.
Ein Lied für die Seele, die aufsteht und geht, wenn es nicht mehr geht, die sich hinsetzt und ausruht, wenn nichts mehr um sie steht, die wächst, wenn es regnet, die im Wald spaziert um Ruhe zu tanken, die in der Stadt umherstreift, um zu tanzen, die die Welt sieht im Ganzen.
Und warum nicht Blumen gießen, die in den Himmel schießen?
Das Ziel: Will wie ein Leuchtturm mir den Hafen weisen, glühen und flimmern und weiter leben und träumen und schreiben, für andere Zeiten.

JB-09-2018

 

Mein Dank geht auch an den Offenen Dialog Leipzig e.V.

Zukunft 2

Statt Träumen, lernen sie gehorchen.
Der Pflug zieht tiefe Grabesfurchen.
Statt zu zu hören, lernen sie zu streiten.
Wie sie Trauer und Wahnsinn verbreiten.
Statt teilen, lernen sie: Uns soll alles gehören!
Sie bauen nichts auf, wenn sie Fremdes zerstören.
Statt denken, lernen sie zu nachzubeten,
Sie buckeln nach oben, wenn sie nach unten treten.

Da macht dann Neues Panik,
Für sie ist Vernunft ein Trick.
Die Angst sitzt ihnen im Nacken,
Wenn sie Lüge mit Lüge verpacken.
Für sie heißt jeder Tellerrand „Gefahr“,
Rechts macht sich Courage rar.
Und der Hass blüht grau in den Köpfen,
Den zu viele als Wert abschöpfen.
Der Horizont ist ihnen zu bunt mit Regenbogen,
Sie sind irgendwann falsch abgebogen.

Untergang überall, wenn es so bliebe.
Doch Menschen feiern auch Unterschiede.
Habt ihr den Hut auf, setzt ihn ab.
Seht nicht auf andere herab.
Sagt eure Meinung ohne Blatt vorm Mund,
Wie Kinder tut die Wahrheit kund.
Wir wollen für Liebe und Freiheit einstehen lernen,
Uns nicht mehr um die eigene Furcht scheren.
Nationen sind Schatten unserer scheinbaren Teilung.
Grenzen sprengen bedeutet einfach Heilung.
Kein Staat ist so wichtig, dafür zu hetzen, zu verletzen und zu morden.
Die Welt sei ein Garten für die liebenden Horden.
Ein Netz aus Hoffnung spannt sich um die Welt,
Wo keine Herkunft mehr zählt.
Kontrolle und Macht sind Werkzeuge der Angst.
Niemand muss herrschen, wenn die Menschheit tanzt.

JB-05-2018

Nach der Dokumentation „Wildes Herz“ https://vimeo.com/242564652

Achsen

Laut ist nichts an dieser Stimme
Die ich ehrlich gewinne
Kein Körper sich abzugrenzen
Keine Stunde zu schwänzen
In mir um mich
Kein Dunkel, kein Licht
Bei mir in allen Angelegenheiten
Will mit ihr lachen und streiten
Der Turm gefallen
Die Nebel wallen
Und die Wächter schreiten
Zu neuen Taten
Kann es kaum erwarten
Das Leben neu zu träumen
Im Garten mit dem Spaten
Aufzuräumen
Die Schmetterlinge tanzen
Auf den heiligen Pflanzen
Legen sie den Segen
Mir ist vergeben
Ich schau zu beim Wachsen
Ich wässre und hege
Und wie ich dazu mich bewege
Gedeihen auch meine Achsen

JB-05-2018

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Über die kleine Meerjungfrau

Die Geschichte der kleinen Meerjungfrau hat mich als Kind gepackt. Diese Seele, die das Gewohnte aufgibt, um sich der Liebe und dem Fremden hinzugeben. Es ist für mich nicht die Opferbereitschaft gewesen, die mich angesprochen hat – eher ihre Verwandlung und ihre Reise: Von Schwanzflosse zu schmerzenden Füßen, die sie nicht tragen wollen, in eine Welt, die ihr unbekannt ist, die sie jedoch anzieht.

Die kleine Meerjungfrau kennt die Welt über dem Meeresspiegel nur durch dass, was ihre Bewohner in der See verloren haben. Schiffswracks säumen den Meeresboden, Verlorenes wird durch das Mädchen neu entdeckt und sie reimt sich die irdische Welt vielleicht zusammen, wie wir, wenn wir ein Museum besuchen, Scherben in unserer Vorstellung zusammensetzen und die Grabbeigaben einer Priesterin bewundern.

Dann ist da ein Mensch, der von ihr gerettet und in seine Welt zurückgebracht wird. Was geht in ihr vor? Sie hat ihn gefunden und wieder verloren, weil er sonst sein Leben verloren hätte. Nun will sie ihm folgen, denn nichts ist ihr in ihrer Welt so vertraut wie sein Antlitz. Sie schließt einen Pakt mit der Seehexe, die ihr die Stimme raubt und ihr dafür den Gang an Land ermöglicht. Und dort taumelt sie nun umher, wie ein Schiff in sturmgepeitschter See. Der, den sie gerettet hat, erkennt sie nicht, wird getäuscht. Am Ende treibt sie als Meerschaum auf der Wasseroberfläche, weil sie es nicht schafft, sein Glück, ihn, zu zerstören.

Ist dies die Geschichte eines Opfertodes oder der Liebe, die am Gegenüber verzweifelt? Die Vorstellungen, die wir uns vom Geliebten machen beginnen mit Eindrücken, Gesten, Berührungen vielleicht. Erinnerungen, die im Museum unseres Geistes landen und dort bewahrt werden, bis dann der Ersehnte sich herablässt uns dort zu besuchen und alles scheint sich zu fügen. Fügung ist überhaupt eine Erscheinung in dieser Angelegenheit, die alle Mauerritzen ausfüllt, die unser benommener Geist vielleicht noch wahrnehmen könnte, in der Wand aus Ergebenheit. Wir folgen ihm oder ihr wohin auch immer und was auch immer es kosten mag. Doch die Ernüchterung folgt auf den Füßen, die über Messer laufen müssen und wir haben keine Stimme uns zu offenbaren. Die Maske ist angewachsen auf unseren Gesichtern. Und alles was uns zu ihm oder ihr geführt hat, baut sich nun als Mauer vor uns auf – als unüberwindbares Hindernis.

Ich kehre den Boden, auf dem du schreitest? So nicht! Ich bin ein Wesen, dass sich nicht beugt, ich gehe meinen Weg mit Kurven und Sackgassen – aber es ist mein Gang, mein Weg, meine Entscheidung. Ja, ich liebe dich aber, wenn du mich leiden lässt, dann wird es sein, als wäre ich nie dagewesen. Denn dienen will ich nicht, genauso wenig wie herrschen.

Gehen wir aufeinander zu ohne Masken und hören uns an, was unser Gegenüber zu sagen hat, was er fühlt, wovor er Angst hat, worüber er nachdenkt und stellen uns gleichzeitig die Frage: Wie ist das bei mir? Erkenntnis ist die Frucht, die wir pflücken werden. Über uns, über die geliebten Menschen, über die Welt. Und wenn dann Machtgefälle ausgeglichen ist und wenn wir uns in die Augen schauen können ohne Lüge im Herzen, dann ist da die Chance auf eine Partnerschaft.

JB-04-2018

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Seifenblasen

Erfindung deiner Rettung
In Einsamkeit verstrickt
Der Lebenden letzte Bettung
Ungeschickt

Zerplatzt im wahrsten Sinne
Meine Berater-Stimme
An der Wirklichkeit
Schleife Zeit

Ein Seltsames Bestreben dieses Leben,
Zu tun und zu lassen ganz ohne Klassen
Bomben aus Saatgut verteil ich in Erdenglut
Dann heißt vorbei: Endlich frei.

JB-04-2018

 

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Apfelkerngalaxie

Der Knecht hat einen Schal gewebt aus Sternen
Der König legt ihn um, um zu verschwinden
Mein Held, der die Reise wählt ins All
10.000 Welten, die mein Auge will verbinden
Bieg sie mir zurecht in Form von Apfelkernen

Sandkörner unendlich wie der Raum
Mein Fuß erfasst ein Lebenslicht
Neugier kommt vor dem endlosen Fall
Die Antwort lautet schlicht
Wir leben alle einen Traum

JB-02-2018

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