Vavilov’s Erbe

In allen Dingen will ich offen sein und frei, ohne anderen zu schaden.
In mir soll Frieden sein, so dass die Kriege im Außen sich zersetzen.
Meine Liebe soll so leicht sein, wie die Feder eines Kolibri.
Bis in die Sterne will ich tanzen, Wüste und Wald sind sich von dort aus so nah.

Doch sitzen mir ranzige Früchte im Herzen. Sterben mir die Träume, wie die Fliegen im Herbst.
Träume doch um diese Ödnis, denn mein Lied will überleben.
Zerfurcht der Boden ohne Saat; das schaumige Meer schreit mich an!
Die Felder tot, die Wasser giftig, warum können wir so leben?

Und dann der Krieg so nah.
In meiner Panik versuche ich zu fliehen.
Hin zu Märchen, Mythen und Legenden.
Was tun, wenn es im Kleinen wie im Großen knallt.
Der Lebensfunke diese Hoffnungsbrücke nicht mehr baut.

Kleidung zerfetzt, sitz ich im Traum auf dem glänzenden Asphalt.
Wache auf; Starre aus meinem Traumhaus wortlos zur Tür hinaus.
Die Balken biegen sich, sobald ich spreche.
Die Fenster flattern mir, wie in einem Sturm.
Die Worte ziehen hin ungesagt, geschmacklos.

Das Leben schleicht sich davon mit der Wahrheit.
Sie sprechen: „Uns will hier keiner mehr.“
Und wieder heißt es: „Kämpfen oder Flüchten oder Tod.“
Alle verlieren, wenn die Lüge die Wahrheit bedroht.
Kein Sieg ist möglich fehlt allen das Brot.

Die Hoffnung schmilzt.
Sie sickert ein in den Boden.
Tränkt die Samen gesammelt und verwahrt von Vavilov.
Keim auf Keim wird den überleben, der in Stalins Fußstapfen stolpert.
Denn wenn nicht der Frieden siegt, wird es die Totenstille sein.

JB02-2022



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Innen ist Frieden

„Na dann los, schreib“, sagt sie zu mir
Und hüpft in meinen Gedanken herum,
Freut sich, wie das Innere Kind,
Welches sie auch ist.

Lilith, Prinzessin vom Planeten Lilith,
Wir beide, verbunden durch eine Konjunktion,
Die mehrere Dimensionen übergreift.
Aufgebrochene Ferne eben auch durch Fixierung und Isolation.
Und was mache ich damit, außer ihre Gedanken zu lesen,
Vielleicht schon 10.000 Jahre alte Gedanken.
Wir unterhalten uns über Zeit und Raum hinweg.
Leuchten die Wege aus, sie als meine Stimme, ich als ihr Gefäß.

Wenn da kein Leidensdruck ist, warum sollte es krank sein, ihr zu lauschen?
Schutzgeist, Magdalena, Lily, du Liebe.
Manchmal Gewissen, manchmal Mahnende. Oft einfach Gefährtin.
Wenn Stolz mich aufs Podest hebt, schubst sie mich humorvoll zurück auf die Wiese. Dahin zwischen Gänseblümchen und Hundekot. Wie das Leben sich bewegt. Unser innerer Dialog. Setzt sich fort. Tanzt in meinem Kopf zu unbesungener Musik, welche mich erhebt, berauscht und unsichtbar umschwemmt.
„Das ist schön,“ sagt sie und erlaubt mir sanft, es aufzuschreiben.
Kein Zwang mehr. Der kam von außen. Innen ist Frieden.

Für dich, Sternenahnin.

JB-03-2022

Portrait  der Autorin JB in blauen Farben, darauf mit weißer Schrift ein Auszug des Gedichts.



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Metallschwingen und Leuchtturmauge

Wenn ich die Flügel hätte, die sie mir andichten.

Verschimmelt sind die Schulden und die saure Sahne reif.

Wenn ich meine Hoffnung ansehen könnte …

Aber die Hoffnung ist kalt-weiß. Die Leuchtstoffröhre in der Notaufnahme.

Und sie flackert.

Alt und weiß ist das, was ich denke, bis ein Schimmer mich zerdrückt.

Mein Lied noch Leid, sucht sich ein Kleid und mahnt mich, weiterzugehen.

Wie der Mensch, der sich Geldscheine an den Körper tackert. Selbst gesehen.

Auf der Linie zu suchen, nach dem, was wir Gerechtigkeit schimpfen.

Schon lange ist die Waage rechtslastig – aufgehangen – an der Freiheit linkem großen Zeh.

Alles taumelt.

Die globale Mehrheit als Bewusstsein, lässt Hoffnung wieder keimen.

Was auch immer sie ausmachen möge, meine Sicht der Dinge.

Siegel wie Brief in der Schublade, wem werde ich diesmal schreiben?

Und wenn ich sporadisch dichte, reime, singe,

Immer dann zerplatzt der Knoten, wie ich mit der feigen Wahrheit ringe.

Und mir einpräge: Das warme Leuchten in den Augen, derer die helfen.

JB-03-22

Frühling im Schloßpark in Lamperswalde, März 2022, Foto: JB

Bis ich das Blatt zu meinen Gunsten wende

Wer hat gehalten, was sie versprach?
Verschanzt, hinter Nichtigkeiten.
Das Wort und alle Zeiten,
Lassen ab, unverrichteter Dinge; geben nach.

Was mir so ins Geblüt geschossen,
In milden Gaben deiner Gunst, 
Was mir fehlt, ist die dunkle Kunst.
Meine Seele ist noch nicht verraucht und in die Höhe geflossen.

Höhlenkinder mit unendlicher Filmauswahl.
Das Leben liebt zu kosen und zu zerreißen.
Wie eine Katze, kann ich es unmöglich zurecht weisen.
Wir suchen Tränen und finden Treibholz verbaut im Ochsenstall.

Der Wagen führt mich in die Fremde.
Das Auge tränt, mein Mantel schimmert.
Wenn auch immer wieder eine Eule wimmert,
Ich fahre weiter, bis ich das Blatt zu meinen Gunsten wende.

JB 12_2021
Doodle: Portraitzeichnung einer Werwolffrau, JB-11-2021, puzzledsphinx

Silberstreif

Verschlafen, fast ganz eingebüßt meine Sehnsucht.
Finde, es geht mir besser ohne dieses Suchen.
Doch bin ich ganz und gar zufrieden ohne inneres Rufen und ohne Kluft?

Das Leben, das ich lebe, sinkt dank Völlerei tief in Routine ein.
Laufe wie mit Ketten im Morast.
Bin gerüstet für einen längeren Aufenthalt im Knast, zusammen mit alter Pein.

Doch mein Blut wird dort alt, da die Sonne es nicht aufwärmt.
Mein Körper wird fad, da er nicht eintaucht in Gefühl.
Mein Herz wird kalt, vor lauter Kalkül, da es nicht schwärmt.

Mein Suchen treib ich nun voran und bin wieder im Spiel.
Wille zündet Funken, leuchtet, ihr die Mut hat, diese Straße weiter zu erkunden.
Sie trägt davon tiefe Wunden, doch salbt sich am Ziel.

Dort fällt die Sünde ab von mir, wie eine alte Haut.
Verrenke nicht mehr meine Freundlichkeit.
Bevor mein Hoffen nochmals ergraut, Ihr verzeiht;
Rufe ich es aus und schreibe dann auf:
“Wann und wo sonst als hier und jetzt ist für die Liebe Zeit.“

JB-11-2021
Gänse fliegen vor einer Wolkendecke über einem sandigen Steilufer eines Baggersees.
Gänse über Baggersee, Foto: JB

Oh Pan-Demi

Die Worte wollen wissen was wir wünschen zu wirken.
In meinem Sein trägt der Wunsch Früchte, mich zu entdecken.
Das Wollen und die Lust daran erstickt noch in Einsamkeit.
Doch meine Augen finden Fragen und Antworten in deinen Augen.
Der Herd bindet mich nicht und ich will auch sonst an niemanden gebunden sein.
Ich bin frei zu entdecken, wer ich bin.
Ein Mensch, der liebt kennenzulernen, Tiefe Gründe auszuloten und mich dabei tanzend zu versuchen.
Rufe ich die Schatten, sind sie da, mir Erkenntnis zu geben.
Bin ich licht in Momenten der Einsamkeit, für Sorgen bereit.
Bereit mich zu geben.
Bereit zu vergeben.
Bereit zu erleben.

JB 10-2021
JB 09-2021, Buche mit gebogenen Ästen
Versuche im Fluß zu schwimmen.
Verjage die Schwärme der trüben Gedanken.
Will an Land nicht mehr wimmern, 
Will nicht mehr wanken, Und doch:
Ich mal mit Schatten meine Liebe nach.
Fürchte mich vor dem, was ich mir selbst versprach.

Johanna Blau, Juli 2021
JB, Juli 2021